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Gratis Bücher Ich habe es satt!: Wie uns Ernährungsgurus krank machen (suhrkamp taschenbuch), by Nils Binnberg

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Pressestimmen

»[Ein] wichtiger Beitrag für geschätzt eine Million Betroffene.« Barbara Breuner, ekz.bibliotheksservice

Über den Autor und weitere Mitwirkende

Nils Binnberg, 1976 in Hannover geboren, studierte in Köln Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, englische Philologie und Völkerkunde. Nach vielen Jahren als Autor und Reporter für die Deutsche Welle und den WDR schrieb er für GQ, WamS und die Wochenendbeilage der Süddeutschen Zeitung. Heute lebt er in Berlin und ist Autor für Radiofeatures. Ich habe es satt! ist sein erstes Buch.

Produktinformation

Broschiert: 173 Seiten

Verlag: Suhrkamp Verlag; Auflage: Originalausgabe (10. März 2019)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 351846938X

ISBN-13: 978-3518469385

Größe und/oder Gewicht:

13,2 x 1,8 x 21 cm

Durchschnittliche Kundenbewertung:

4.1 von 5 Sternen

14 Kundenrezensionen

Amazon Bestseller-Rang:

Nr. 2.347 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)

Nils Binnberg schafft es durch seine eigene und ganz persönliche Erfahrung, die Essstörung Orthorexia nervosa mit ihren tiefgreifenden individuellen und gesellschaftlichen Auswirkungen zu beschreiben. Besonders berührt hat mich die Ehrlichkeit des Autors, noch immer auf dem Weg der Genesung zu sein und kein idyllisches "So habe ich es herausgeschafft"-Szenario zu skizzieren. Binnberg spricht dabei vor allem über seine teils selbstverlorenen, teils selbstbezogenen Beweggründe und wie sein Weg in die Essstörung verlaufen ist - und wie unsere gesellschaftliche Religiösität in Bezug auf Essen dazu beigetragen hat.Innerhalb von wenigen Stunden habe ich das Werk verschlungen, da ich als selbst Betroffene seine tiefgreifenden und authentischen Gefühle und Gedanken mehr als nachvollziehen konnte.Für alle, die Food-Gurus und paleo-Leitideologien mehr vertrauen, als dem eigenen Körper. Für alle, die die gesellschaflich wachsende Angst gegen Gluten und Histamin nachvollziehen wollen. Für alle, denen Nährwerte schon lange wichtiger sind als Genuss der Lebensmittel.

Wie sieht eine gesunde Ernährung aus? Auf diese Frage, die hierzulande immer mehr Menschen zu beschäftigen scheint (aktuell sind drei Essens-Bücher in den Bestseller-Listen), gibt dieses Buch kluge Antworten. Genau genommen, stellt der Autor die Frage: Gibt es überhaupt so etwas wie eine gesunde Ernährung? Für jemanden wie Nils Binnberg, der jahrelang vom Zwang betroffen war, sich extrem gesund zu ernähren, ist diese Frage lebenswichtig. Die Antwort darauf lässt ihn mit dem Essen versöhnen. Aber auch für Menschen, die einfach bewusst essen wollen, und dafür nach Rat in Büchern suchen, sind seine Erkenntnisse heilsam.Mit messerscharfem und facettenreichem Sachverstand, gelegentlich auch mit Humor, analysiert er anhand seiner eigenen Erfahrungen und Beobachtungen, was an den Gesundheitsversprechen der Ernährungsgurus dran ist. Er entkleidet chronologisch die Ernährungslehren, denen er sklavisch gefolgt ist – von Low-Carb über glutenfrei bis Clean Eating. Am Ende zieht er das Fazit, dass keine ihrer Versprechen haltbar ist und der Mensch ohnehin von Natur aus ein Allesfresser ist. Mit dem Blick auf Naturvölker belegt der Autor, dass allein die klimatischen Bedingungen unterschiedliche Ernährungsstile bedingen, wir aber trotzdem alle gesund sind. Welchen Anteil daran das Essen in Wahrheit hat? Der Autor zeigt mit gesundem und kritischem Verstand, dass wir das gar nicht so genau wissen. Was oder was wir am Ende für gesund erklären, sei immer auch von unseren Moralvorstellungen geprägt. Wir stigmatisieren Lebensmittel, nicht weil sie nachweislich ungesund sind. Sondern, weil wir glauben, dass sie amoralisch sind. Er macht es nie mit erhobenem Zeigefinger, sondern ordnet solche Phänomene sachlich ein. Ich selbst bin schon mein halbes Leben Vegetarierin und fühlte mich beim Lesen des Buchs nie persönlich angegriffen – bei manchen Themen wie der Hysterie um gluten- oder zuckerfrei aber auch ein bisschen ertappt.Auch, wenn dieses Buch nicht als Ratgeber gemeint ist: es enthält viele Weisheiten, die dazu beitragen, ein entspanntes Verhältnis zum Essen zu bekommen.

Es ist exakt ein Jahr vergangen, seit ich auf der Buchmesse das Buch „Der Ernährungskompass“ erstanden hatte. Das „Fazit aller wissenschaftlicher Studien zum Thema Ernährung“ stand auf dem Titel und nach anfänglicher Neugierde fiel ein Stein der pseudowissenschaftlichen Fassade nach dem anderen um, bis am Ende nur noch ein klappriges Gerüst aus wenigen haltbaren Aussagen des Autors übrig blieb (wen es interessiert, empfehle ich meine Rezension dazu mit über 2.100 „Likes“). Warum ich das hier bei dieser Rezension schreibe?Nun, dem Autor von „Ich habe es satt“ ist es gelungen, ein autobiographisches Sachbuch zu schreiben, dass sich nicht an der Dramaturgie antiker Helden-Sagas festmacht, sondern an einer zutiefst persönlichen Erfahrung mit Ernährungstrends, Gurus und falschen Versprechungen, die uns in unserer Wohlfühl- und Wohlstandsgesellschaft nahezu täglich auf sämtlichen Kanälen begegnen.Es geht ihm dabei nicht darum, etwa ein wissenschaftliches Fazit zu ziehen oder am Ende die einzig wahren Ernährungstipps zu liefern, sondern er schildert im Detail die teilweise perfiden Verkaufstricks, mit denen uns selbsternannte Experten, Gurus, Ratgeber-Autoren, Nahrungsergänzungshersteller, auch Lebensmittelhersteller und selbst einige Ärzte falsche Versprechungen von Prävention und Heilung schlimmer Krankheiten bis hin zum Menschheitstraum vom ewigen Leben unterjubeln. Bestseller wie der eingangs genannte „Ernährungskompass“ oder „Die Weizenwampe“ (S. 66ff, 139ff) bekommen dabei genauso ihr Fett weg, wie einschlägige Internetportale, z.B. das wohl vielen bekannte „Zentrum für Gesundheit“ (S. 97, 134ff, 144). Was vielen Sachbuchautoren (ich schließe mich mit meinem Buch „Die Ich-Ernährung“ da ebenfalls ein, aber gelobe Besserung) nicht gelingt, schafft Nils Binnberg durch seinen authentischen Erzählstil nebenbei: Er entlarvt die häufigsten und teilweise fatalsten Mythen (Stoffwechsel-Diäten und Low Carb-Diäten, S. 33ff; Paleo-Diät, S. 41ff; Intervall-Fasten, S. 53ff; Zöliakie und Glutenunverträglichkeiten, S. 61ff; Milch: Laktose-Intoleranz, Eiweißallergie, S.75ff; und natürlich auch Veganismus und Clean Eating, S. 119ff; Blue Zones, S. 151ff) ohne reihenweise wissenschaftliche Studie zu bemühen, sondern durch einfache und bestechende Logik, die er anhand seiner Erfahrungen selber aufstellen kann. Da muss nichts erfunden werden und auch kein Storytelling drübergelegt werden. Es war, wie es war, und ist, wie es ist.Darüber hinaus ist es zu begrüßen, dass der Autor insbesondere nach dieser Reise durch die Welt der Ernährungshöhen und –tiefen am Ende auch das Grundvertrauen in sich selbst nicht verloren hat und auch nicht in die Institutionen, die ja von den gängigen Gurus gerne wahlweise als von der Lebensmittelindustrie, Pharmakonzernen, der Politik oder allen drei zusammen gekauft dargestellt werden. So bemüht er zum Beispiel das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR, S. 42), das Robert-Koch-Institut (RKI, S. 69), Cochrane Deutschland (S. 149), das Bundeministerium für Ernährung und Landwirtschaft (S. 106f), und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE S. 101, 103, 140, 146) sowie das Europäische Parlament, das 2006 die Health-Claims-Verordnung erlassen hat, die 2012 in Kraft getreten ist (S. 136). Völlig zu Recht fragt der Autor, warum nach dieser Verordnung auf keiner Lebensmittelverpackung noch mit irgendeinem unbewiesenen Gesundheitsnutzen geworben werden darf, der Markt für Ernährungs-Ratgeber und -Gurus aber ungeniert nahezu täglich auf allen Medien-Kanälen Heilsversprechungen machen darf, die im schlimmsten Fall tödlich enden können (siehe dazu im Buch z.B. die „Gerson-Therapie“, S. 143ff).Die Ausführungen des Autors sind umso begrüßenswerter und mutiger, als dass er von Berufs wegen eigentlich einer Zunft angehört, die sich heute nur noch mit steilen Behauptungen (siehe Ernährungskompass: „Das Fazit aller wissenschaftlichen Studien zum Thema Ernährung“) oder knalligen Schlagzeilen über der Wahrnehmungsschwelle halten kann. Obwohl beim Thema Ernährung eigentlich ohnehin schon alles abgegrast ist, läuft die Medien-Maschine dennoch täglich weiter. Gemäß dem „Dunnig-Kruger-Effekt“, S. 133: Je weniger Kenntnisse ein Mensch besitzt, desto sicherer ist er in seiner Ansicht. Das unterscheidet Ernährungs-Gurus oft von seriösen Wissenschaftlern: „je mehr sie von einer Sache wissen, desto mehr erkennen sie, wie wenig sie eigentlich wissen“.Gibt es auch einen Kritikpunkt? Ja, der Autor nennt in den Quellen für das 2. Buchkapitel auch den 13. Ernährungsbericht der DGE, womit er sich zwar positiv von der großen Masse der populärwissenschaftlichen Ernährungsratgeber abhebt, allerdings sollte diese Quelle auch nochmal in Kapitel 16 „Am Rande der Wahrheit“ herangezogen werden, wo auch der Ernährungswissenschaftler Uwe Knop auf S. 150 zitiert wird: „Ernährungsregeln: Wo bleiben die Daten?“. Herr Knop ist selber Autor mehrerer Ernährungsbücher, die auf das gegenteilige Geschäftsmodell der Gurus hinauslaufen, nämlich statt selektiv Daten für vermeintliche Superfoods oder Verzichts-Propaganda heranzuziehen einfach die Datenlage generell anzuzweifeln, was Empfehlungen für eine „gesunde“ Ernährung betrifft. So zum Beispiel behauptet er, es gäbe keine einzige Studie, die beweisen könnte, dass Zucker Diabetes verursacht. So lässt sich der Zusammenhang natürlich nicht als wissenschaftliche Hypothese formulieren und anhand dieser Wortklauberei werden sämtliche Studienergebnisse in Zweifel gezogen. Genauso gut könnte man anzweifeln, dass bis heute noch kein Mensch durch Antibiotika vor dem Tod bewahrt wurde, denn wir wissen ja nicht, ob ein Mensch der nach einer Behandlung überlebt hat, nicht auch ohne Behandlung überlebt hätte. Knops Empfehlung lautet daher, einfach zu essen, was einem schmeckt. Dann wird es schon passen.Dass es deutlich differenzierter geht, zeigt ein Blick in den besagten Ernährungsbericht ab Kapitel 5.3.4: „Ermittlung der Härtegrade für die Evidenz einer kausalen Beziehung“. Es stimmt zwar, dass die Erkenntnisse der Ernährungswissenschaft in der Regel aus Beobachtungsstudien stammen, die an sich keine kausale Ursachenforschung ermöglichen, obwohl es für einzelne Nährstoffe oder Lebensmittel durchaus auch randomisierte kontrollierte Studien gibt. Ebenso lässt sich aus einer Vielzahl von Beobachtungsstudien auch eine Tendenz ablesen, durch so genannte Meta-Analysen. Ernährungswissenschaft ist eben komplex (sich ernähren hingegen eigentlich nicht), daher ist es gut, wenn es auch einen unabhängigen Verein wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung gibt (und natürlich auch Chochrane Institute, die ähnlichen Evidenzkriterien folgen), die übrigens nicht wie so oft beschrieben (aber nicht nicht in diesem Buch) nicht aus ergrauten Herren besteht, die Nährwerttabellen erforschen, sondern aus überwiegend jungen, intelligenten Frauen, die in der Lage sind, wissenschaftliche Studien zu interpretieren. Es ist immer wieder verwunderlich, warum viele Menschen eher einem Guru Glauben schenken als einer Fachgesellschaft. Muss wohl dieser „Dunning-Kruger-Effekt“ sein.Hier nochmal die wichtigste Erkenntnis aus dem Buch, die ich vollkommen unterstreichen kann:„Bei Low-Carb, und auch bei allen anderen Stoffwechseldiäten, legt man sich allerdings so viele Regeln zurecht, dass man Extra-Kalorien meidet…Am Ende führen die meisten Regeln zu Gewichtsverlust“. (S. 39)Welche Diäten & Ernährungsweisen langfristig Sinn machen, habe ich noch mal in einer Infografik der Rezension angehangen.

Großartiges Buch, intelligent, unterhaltsam, informativ und vor allem dringend notwendig in einer Zeit der absoluten Ernährungsverunsicherung. Jeder der sich selbst dabei ertappt mit schlechtem Gewissen vor dem Teller zu sitzen sollte in diesem Buch nachlesen, dass es so nicht sein muss. Toller Autor, tolle Geschichte!

Gutgeschrieben in einem Rutsch gelesen und die Argumente überzeugen. Kein bisschen langeweilig auch wenn man privates geschrieben steht was mqn nicht erwähnen müsste.

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